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Das Ende des Magento 1 Supports oder: lang lebe Magento 1! Geschichte einer begründeten Gründung.

Magento (it’s an Adobe Company) stellt den Support für Magento 1 im Juni 2020 ein – das ist denke ich mittlerweile bekannt. Und weil es so schade ist, dieses schöne System einfach so ziehen zu lassen, haben sich 6 Magento-affine-Menschen zum Mage-One-Projekt zusammengetan, um es am Leben zu erhalten und einen Support für Magento 1 über das Jahr 2020 hinaus anzubieten. Wieso und warum und was daran überraschend Spaß macht – das will ich hier mal loswerden.

Es gibt kaputte Regenschirme, die einem, obwohl man sie im Schirmständer von Cafés, bei Freunden und Bekannten, in Straßenbahnen und Zügen, an Haltestellen und in Wartezimmern immer absichtlich versehentlich liegen lässt, immer wieder hinterhergebracht werden. Will dieser Regenschirm vielleicht mit mir über Nachhaltigkeit sprechen? Denn es gibt Dinge, die wird man nicht los. Und das ist vielleicht auch gar nicht mal so schlecht und wohl begründet.

Erinnert sich hier noch jemand an xt:Commerce? Noch so ein Ding, das nicht tot zu kriegen ist. xt:Commerce 3 mit einem Core aus den 90er Jahren wurde 2006 verabschiedet, durch Veyton ersetzt und lebt schließlich heute als xt:Commerce in der Version 6 immer noch. Wie viele Installation der alten 3er Version tatsächlich noch auf Servern im Netz rumschwirren weiß ich leider nicht. Aber ich könnte meinen Regenschirm darauf verwetten, dass es noch einige sind.

Und nun folgt Magento 1. Das soll nun durch Magento 2 abgelöst werden, aber es ziert sich. Aus guten Gründen.

Einen Shop aufzubauen ist zeitintensiv. Zeitintensiv im eCommerce ist gleichzusetzen mit kostenintensiv. Auch wenn das System OpenSource ist (was die Kosten ja immerhin reduziert), ist der Aufwand enorm. Nicht nur an Entwicklungskosten, sondern auch an Einarbeitungskosten. Aufgrund der Anbindung an Drittsysteme wie Warenwirtschafts- oder PIM-Systeme sind sicherlich schon viele Zähne ausgebissen und viel Schweiß vergossen worden. Daher mag es viele mit Panik erfüllen, das nochmal durchleben zu müssen mit einem neuen Shop-System. Man hat sich halt an die Macken gewöhnt und an die Vorteile.

Sicher, ein Systemwechsel ist wie ein Umzug. Man hat endlich die Möglichkeit, Altlasten zu entsorgen, Dinge neu zu entwickeln und sich bei allen Komponenten doch nochmal zu fragen: weg oder behalten? Die Vorteile eines Neubaus stellt ein Long-Time-Support auch gar nicht infrage. Er ist eine Alternative für einige, nicht für alle. Über kurz oder lang.

Aber wenn ich mir überlege, wie lange ich schon vor dem Regenschirmregal stehe und mich nicht entscheiden kann, ob ich den roten mit den weißen Punkten oder doch den uni-blauen, den kleinen Aufklappschirm oder den großen mit dem Holzgriff wählen soll … Entscheidungen dauern; je mehr Entscheider, desto Dauer. Je mehr Dauer, desto Geld. Sprich:

Vielleicht doch den alten Schirm mit dem Knick behalten?

Es war also mehr als naheliegend, sich darüber Gedanken zu machen, Magento 1 in irgendeiner Form am Leben zu halten und die Knicks zu reparieren.

Und das nimmt langsam Formen an.

Ich gestehe, dass ich am Anfang skeptisch war. Da lauerte das Viele-Köche-Syndrom. Und noch so unterschiedliche. Geht das? Oder raufen wir uns irgendwann an den ersten grauen Haaren rum?

Die Skepsis ist weg. Es macht Spaß. Sehr viel Spaß. Der Grund ist mir am vergangenen Wochenende klar geworden. Da haben sich die 6 Mage-One Köche in Salzkotten (ich mag den Namen dieses Ortes so gerne, dass ich ihn auch hier lassen muss) getroffen, um das finale Konzept auf den Weg zu bringen. Was mir klar geworden ist: alle kennen die Suppe verdammt gut und daher müssen wir uns nur auf die Verfeinerungen einigen, aber die Zutaten sind im Grunde allen klar und diskussionsfrei. Zudem kennen und schätzen wir uns schon sehr viele Jahre; und was alle eint: die Freude, das zu tun, was vor uns liegt.

Und es freut mich sehr, dass wir mit diesem Wunsch nicht alleine sind und sich so viele interessiert zeigen, Magento 1 doch noch nicht so schnell aufzugeben. Wir haben viel Feedback gesammelt und ziemlich viele Modelle hin und her gewälzt, bis wir uns einig waren.

Und nicht nur das habe ich aus dem Wochenende mitgenommen. Ich weiß jetzt, wie Geocaching funktioniert, wie Zecken krabbelnd aussehen und dass Paderborn mehr Einwohner hat als Würzburg. Außerdem habe ich noch nie jemanden so systematisch grillen sehen wie Ingo und weiß jetzt, dass ich nicht die einzige bin, die die Macbook-Tastatur zu klappernd findet.

Es wird ihn also geben – den Magento 1 Long Time Support nach 2020.

Er soll als Brücke dienen, für die, die noch etwas Zeit brauchen, um auf ein anderes System zu wechseln.

Er soll als Lösung dienen für die, die das System erstmal gar nicht wechseln wollen, weil sie so ein individuelles System haben, dass es viel zu aufwendig wäre, zu wechseln.

Er soll Shops sicher und lauffähig machen, die vielleicht ansonsten noch jahrelang ungepatcht vor sich hindümpeln würden.

Er soll alle, die Angst vor der DSGVO haben, beruhigen, weil sie DSGVO-konform bleiben können.

Es wird Sicherheitspatchs geben. Und außerdem planen wir, Magento technologisch aktuell zu halten, was zum Beispiel die Lauffähigkeit mit PHP 8 betrifft.

Wie, wo und was genau wird auf der Webseite oder im Newsletter erklärt, sobald alle Köche zusammen die Webseite fertig gebraut haben. Derzeit gart es noch.

Ich packe also meinen ollen Regenschirm wieder aus und fixe den Knick zusammen mit Fabi, Rico, Tobsen, Tobias und Ingo. Und wenn er nicht verloren ist, so trocknet er noch heute …

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Carmen Bremen
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