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Recap eCommerceCamp Jena 2017 #eccj17
Jena. Die Stadt der Prasselkuchen und niemals ebenerdiger Wege. Dieses Jahr bin ich zum eCommerceCamp mit dem Auto angereist und bekam aufgrund dessen einen Blick auf die Plattenbauten im Ortsteil „Neulobeda“. Dank der ansässigen Jenaer bekam ich erklärt, warum diese Bauten entstanden sind – und warum sie doch noch so weit von der Stadt entfernt liegen.
Aber auch darüber hinaus, hat Jena immer wieder interessante Augenblicke:
Das eCommerceCamp in Jena ist eine Veranstaltung voller liebevoller Traditionen, die dieses Jahr zum 5. Mal gepflegt werden durften.
Beginnend mit der Pre-Party „Im Noll“:
…dem Mett-Igel, den Brötchenplatten, den Mittagssuppen, dem fulminanten Abendessen vor Ort….
…dem Sammeln der Sessions auf unterschiedlich farbigen Post-Its:
Es fand – auch einer Tradition folgend – in der Ernst-Abbe-Hochschule statt, mit Sessiontagen am Freitag und einem halben Samstag…
…und einer Party danach, die – eine Tradition brechend – diesmal nicht im „Rosenkeller“ stattfand, sondern in einer Art 70er-Jahre UFO im Park mit Botschaften auf Trink-Zetteln. Toll war, dass man zwischen Reden-ohne-Brüllen und Tanzen wählen konnte.
Was ich am Camp mag…
Da ich ansonsten ja primär auf Magento-Veranstaltungen unterwegs bin, sehe ich meist dieselben Leute und höre ähnliche Themen. Hier treffen sich Nicht-Festgelegte, Magentos, Shopwarer, Oxidler und was-was-ich-noch-alles…. und reden auch und vor allem über übergeordnete Themen. Ich nicht. Ich habe über Magento gesprochen und meinte NICHT, dass Magento 2 zur Version 1 mutiert, sondern dass es das erste Jahr geschafft hat und schon ein Jahr alt geworden ist….
Was ich verpasst habe…
In jedem Fall: Tag 2. Aus Zuviel-Unterwegs-Gründen bin ich früher nachhause und hatte so „nur“ einen Tag, statt 1,5.
Und leider und außerdem und darüber hinaus den Vortrag, der als der beste gevotet wurde. Auf quasi analogen Zetteln, bei denen ich froh war, dass ich sie: nicht ausdrucken, zurechtschneiden, verteilen, einsammeln, verteilen, einsammeln, verteilen, einsammeln… auswerten musste…
Mega! @janpersiel und ich haben scheinbar gut abgeliefert – vielen Dank an alle, es war ein super #eccj17! Wir kommen gern wieder ??? pic.twitter.com/bzj794hfyI
— :Dennis Reimann (@dennisreimann) 18. März 2017
Was ich nicht verpasst habe…
Es gibt Must-Have-Seen’s. Dazu gehört der Vortrag von Thomas Lohner zum Thema „Dein Shop wurde gehackt und du hast es nicht gemerkt“. Nicht nur, weil er eindringlich darstellt, wie die Einfallstore aussehen und wie doof sich die Bewacher dieser Einfallstore anstellen können, auch weil er es einfach amüsant und flüssig gut vorträgt. Einer der Teilnehmer sagte, dass er sich nicht nur informiert, sondern auch „entertaint“ fühlen möchte. Hier gab’s beides.
Mein zweiter Vortrag war auch ein Must-Have-Seen für mich, auch, weil ich ihm so gerne zuhöre. Der Herr Zenner sprach zum Thema „Github is from Venus, Excel is from Mars: Wie sich Entwickler und Business-Entscheider wieder besser verstehen“. Hier ging es um diese zwei Welten, die sich manchmal so schwer tun, sich zu verstehen. Nicht die Männlein/Weiblein, sondern Entscheider/Entwickler waren aufgefordert, sich in das Hirn des anderen zu begeben und zu verstehen, was man ohne Mühen nicht versteht. Was ich hier enorm spannend fand war, dass anhand einer „einfachen“ Formular-Frage eine Grundsatzdiskussion entbrannte, wie viel Verantwortung ein Entwickler hat, sein Wissen so transparent wie möglich darzulegen, um dem „Entscheider“ eine bestmögliche Entscheidungsgrundlage zu bieten. Wieviel Mundfusseligreden braucht es? Und wieviel Erklärungsgenerve verträgt der „Entscheider“? Und wieviel Erfahrung darf der Entwickler in die Selektion der Erklärungen einfließen lassen?
Genau dieses Thema – dass es schwierig ist, sich ohne Frust zu verständigen, dass es schwierig ist, die eigene Welt zu so zu erklären, dass der andere sie versteht, das es schwierig ist, Verständnis, Erfahrung und Respekt in Einklang zu bringen, führte dann zur Parodie-Vorstellung schlechthin.
Und zwar in dem Moment, als einer der zunächst zuhörenden und schließlich recht umschweifig mitredenden „Entscheider“ einen Entwickler, der seine Sicht erklärte, einen „Entwicklerbär“ nannte, der „auch noch wie ein Bär aussieht“. Loriot hätte es sicher feiner dargestellt, aber so war es parodistisch offensichtlich, dass bei einer Diskussion um Respekt, sich jemand plattester Respektlosigkeit bedient hat.
Daher in jedem Fall ein Dank an Roman, dass er sich dieses Thema ausgedacht und angeregt hat. Kennt jemand noch „Hans Rosenthal“? Ich bin der Meinung, das war….
Auch der nächste Vortrag war wieder ein Erlebnis mit ganz viel Denkanstößen. Pierluigi Meloni sprach zum Thema „Microservices im E-Commerce – Heiliger Gral oder Buzzword des Jahres?“ und war für mich der beste Vortrag des Tages. Nicht nur wegen des Inhalts, auch wegen der Art der Darbietung in Wort und Bild, da er aufgrund einer Wette die Folien gezeichnet hat, ganz analog – und das ziemlich gut, wie ich fand.
Hier war der Denkanstoß der, dass es immer Lemming-Themen gibt, die von Jahr zu Jahr durch die Szene geistern und Anhänger und Nachblöker mitbringen, die die Themen verehren, breittreten und ungefiltert weiterplappern. Kurz: Hype. Er hat sich dem Hype der „Microservices“ angenommen und anhand von werblichen Aussagen, die er in Sprechblasen von uniformen Schafen gepinnt hat, Pauschalaussage für Pauschalaussage betrachtet, beleuchtet und zerpflückt. Dabei ging es nicht darum zu sagen, Microservices seien grundsätzlich schlecht – es ging ihm nur darum, sie nicht als Allheilmittel für jedes noch so halbwegs passende Problem anzusehen und eine komplexe Frage nach einer Lösung nicht mit der einfachen Antwort „Microservice“ abzutun.
Ja… und deshalb mag ich das Camp. Andere Leute, andere Themen, andere Stadt, Prasselkuchen.
Bis zum nächsten Jahr…. High Six.
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