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dmexco 2017: Wind, Werbung, Wettbewerb, Web 2.0
Die gute alte dmexco in Köln. Sie gedeiht – so wie die digitalen Verkaufswelten, die sie vertritt, mit ihr. In diesem Jahr fand der erste dmexco-Tag (über den ich hier an Tag 2 schreibe) an einem sehr stürmischen Tag statt.
Der Sturm, der allerlei Zugverbindungen lahm legte und Autobahnen umfüllte zu Parkplatzlawinen, und/oder die Änderungen in der Ticketpreiskalkulation (von 0 auf 200) waren vermutlich Grund dafür, dass es dieses Jahr nicht ganz so ölsardinig zuging. Die Tickets kosteten 200,00 Euro (minus 1 Euro, aber ich mag psychologische -1-Preise nicht) – und ich nehme mal an, das hat mehr als nur mich zunächst dazu bewogen, dieses Jahr auf einen dmexco-Spaziergang zu verzichten. Im späteren Verlauf, als es langsam aber sicher auf den Messetermin zuging, wurden die Preise halbert – nein „transparenter“ gemacht.
Allerlei Vorträge gab es. Wahnsinnig viele sogar. So viele, dass man beim lesen nur bis 11 Uhr kam und dann alles zu Beginn schon wieder vergessen hatte. Netterweise hatte man Filtermöglchkeiten, aber dann machte sich sofort die Überseh-Angst breit. Schwierig also. Die Themen selbst zwischen fundiert und angerissen – die Sprechenden, die ich gehört habe, zwischen versiert und nervös.
Die Geräuschkulisse auf Messen ist irgendwas zwischen angenehmen Wasserplätschern und Dauergeräusch-Psychoterror. Mein Empfindungspegel tendiert eher gen Terror. Ich könnte kein Dauermessegast werden.
Die Messebesucher waren bunt wie erwartet – passte aber irgendwie zum Wetter:
Hier auf dieser Messe geht es um digitales Marketing. Marketing ist ein schwieriges Feld, weil es sich irgendwo zwischen intuitiver Viellaberei und fundiertem Wissen bewegt. Mitreden kann eigentlich jeder, weil jeder im Grunde ein kleiner Vertreiber ist, einen Markt verstehen – das ist schon schwieriger. Zumal er sich irgendwie aufzulösen scheint, DER Markt als solches, er individualisiert sich und wird etwas schwieriger greifbar.
ECommerce scheint weiterhin relevant im „digitalen Marketing“ zu sein, einige der großen Shopsysteme waren mit eigenem und nicht zu kleinem Stand vertreten. Selbst Oro zeigte sich – und das sogar mit Yoav Kutner vor Ort, was ich irgendwie sehr sympathisch fand. So wie Mütter, die während der Eingewöhnungsphase noch mit dabei sind. Magento selbst war zwar süß, aber nicht mit eigenem Stand vor Ort. Dafür aber Shopware und Oxid.
Auf so einer Messe spielt natürlich das schon fast „klassische“ Marketing eine Rolle, bei dem es um Klickraten, Content oder Newsletter geht.
Was mir – (nur mir ganz persönlich, ich bin einer der intuitiven Viellaberer) – als Trend erscheint, ist die Zersiedelung des Wissens. Der Kunde ist nicht mehr “DER” Kunde, es ist einer, den es gilt zu er- und begreifen. Einer, nicht eine Gruppe von Zielgruppenähnlichen, der entscheidet, sehen will, kauft. Es geht immer mehr um Daten, um Grundlagen, Entscheidungsgrundlagen. Hat man Daten, muss man sie analysieren. Hat man sie analysiert, muss man was mit dem Ergebnis anfangen. Das durchaus vielschichtiger, als das Zeilgruppenzeigen auf Wohnviertel und Automarken.
Es wird komplexer. Der Kunde ist nicht mehr der, der irgendwo rumläuft und am „Point of sells“ vorbei kommt und punktiert kauft. Er sitzt und surft auch nicht immer nur brav vor dem PC und klickt und warenkorbt. Er ist irgendwo, toucht auf dem Tochphone, tippt auf dem Tablet oder spricht im Auto. Er soll in jedem Fall zum Ziel kommen, geführt, beglückt, unkompliziert und zufrieden. Das nennt sich dann wohl „maximale User Experience”.
Und das Jetzt-hier-sofort wird wichtiger. Ich saß nach der dmexco in der S-Bahn auf dem Weg nach hause, vom Sturm gerüttelt und wie immer in letzter Zeit schlecht bejackt. In der S-Bahn saß mir gegenüber eine Frau mit der Übergangsjacke, von der ich noch nicht wusste, dass ich sie haben wollte. Nun wollte ich sie aber. Unmittelbar. Nun hätte ich gerne irgendwas an dieser Jacke mit irgendeiner App gescannt, so dass ich den passenden Shop dazu bekommen hätte, am besten direkt mit URLs oder Preisvergleichen oder im allterbesten Fall sogar mit lokalen Shop-Möglichkeiten im Umkreis „2 Klicks oder 500 Meter“ – ich hab’s dann aber doch ganz anders gemacht: ich hab die Frau gefragt….
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